Zur Geschichte der Bootaktion s. a. Das nächste Boot heißt Pessach
Das "Jüdische Boot" ist das Ergebnis einer Entwicklungsgeschichte, ausgehend vom ersten Freegaza-Boot 2008 und dem Vorhaben einer Jubiläumsfahrt im darauffolgenden Jahr. Aus dem Vorhaben wurde nichts. Im gleichen Jahr rief Norman Finkelstein weltweit zum "Gazafreedommarch" auf. Nach Streitigkeiten um politische Statements sprangen viele der jüdischen Teilnehmer ab. "What about a Jewish Boat?", der Gedanke war geboren und ein Schiff stand kaufbereit in einem deutschen Hafen.
Dieses Schiff sollte es nicht sein, andere Käufer waren uns zuvorgekommen. Bis zum Start der Reise im September 2010 wurden noch mehrere Boote angesehen und sie wurden - je mehr sich die Wirtschaftskrise erholte - immer teurer und darum für unsere Auswahl immer kleiner. Als im Mai 2010 die tödlichen Schüsse auf der Mavi Marmara fielen, wurde die Kreditzusage eines Bankunternehmens zurückgenommen, und der Kauf musste sich auf einen kleinen Katamaran beschränken. Den Kauf wie auch den größten Teil der weiteren Organisation übernahm die englische Gruppe Jews for Justice for Palestinians, JfJfP. Sie taufte das Schiff auf den Namen Irene.
Über hundert jüdische Interessenten hatten sich für eine Überfahrt nach Gaza gemeldet. 84 entschlossen sich - mit ihrem Namen auf einer Friedensfahne - symbolisch mitzureisen. Die zehn Personen, die auf dem Boot Platz fanden, trafen sich wenige Tage vor der Abreise mit Vorstandsmitgliedern von JfJfP in Famagusta, Cypern. Auf dem Bild rechts die Passagiere von li nach re: Lillian Rosengarten (USA), Edith Lutz (D), Itamar Schapiro (Isr), Reuven Moskovitz (Isr), Glyn Secker (GB) Rami Elhanan (Isr), Yonatan Schapiro (Isr). Nicht im Bild zwei Reporter (GB, Isr). |
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Reuven Moskovitz, 82-jähriger Passagier, in einem Interview mit Sophia Deeg: "Obwohl ich durch und durch säkular bin, stehe ich in der Tradition des Judentums, die u.a. besagt, daß nicht derjenige ein Held ist, der tötet, sondern derjenige, der alles daran setzt, seinen Feind zum Freund zu machen. Das »Jüdische Boot« ist ganz in diesem Sinne, ich verstehe es als ein Mittel dazu. Israel hat sich im Nahen Osten zu einer Supermacht entwickelt, die den Palästinensern jede Selbstbestimmung vorenthält. Ich habe nie vergessen, wie in den 50er Jahren die ursprünglichen Bewohner des Landes vertrieben wurden. Viele von ihnen flohen damals nach Gaza, einem Küstenstreifen mit damals einigen zehntausend Bewohnern; heute sind es 1,5 Millionen - eingepfercht in diesen schmalen Landstreifen, der eher ein Gefängnis oder ein Getto ist. 1967 mußte ich in Ramallah als Soldat erleben, wie unsere Armee palästinensische Kinder drangsalierte - so etwas hatte ich ja in Rumänien am eigenen Leib erlebt. Ich kümmerte mich um einige dieser Kinder und gab ihnen von meiner Lebensmittelration ab. Dafür schenkten sie mir eine Mundharmonika, auf der ich heute noch bei vielen Gelegenheiten spiele: Palästinensische, israelische oder auch traditionelle jüdische Friedenslieder." (aus Junge Welt, 28.9.2010,) |
Ein kleiner Freundeskreis bereitete die Reise in Deutschland vor, bevor die Irene als ein Boot der EJJP von Zypern aus in Richtung Gaza startete. Im Folgenden ein paar Impressionen von einer harmonischen Überfahrt, bevor die Israelische Marine mit acht Kriegsschiffen den Katamaran unter Gewaltanwendung aufbrach. Darüber berichtet ein Unterwegs nach Gaza - Ein Tagebuch.
Irene mit Bannern jüdischer Organisationen | Reuven Moskovitz und Glyn Secker | Lagebesprechung vor der Aufbringung |
Friedensfahnen werden gehisst | Rami Elchanan (PCFF) und Reuven Moskovitz | Captain Glyn Secker |
Medienberichte:
in Israel sehr zahlreich, auch in Großbritannien deutlich stärker vertreten als in deutschen Medien; über den gewalttätigen Übergriff der IDF wird nicht berichtet oder es werden ohne Nachfrage die israelischen Pressemeldungen übernommen.