Schlaflose Nacht
Wie müd' ist das Herz in schlafloser Nacht,
In schlafloser Nacht das Joch wie schwer!
Streck' ich die Hand aus, zerreiß ich den Faden?
Zerreiß ich den Faden und bin nicht mehr?
Doch der Morgen ist Licht. Mit reiner Schwinge
Klopft er ans Fenster in leiser Gewalt.
Zerreißen will ich den Faden nicht.
Bald, mein Herz, warte nur, bald
Kalter Abendwind
Kalter Abendwind blies mich an,
Säuselte: "Schwester, mach' dich bereit".
Ach, verzeih' meinen Schmerz! Ach, trage die Last
Meiner matten Augen, meines bitt'ren Lieds,
Und sei mir weiter Stütze und Fels
Und schenke mir weiter das strahlende Licht
Bis zur nahen Nacht, da das Nichtmehrsein
Die Augen mir schließt mit eisiger Hand.
Das Ende
Bist du das Ende? Noch klingt mir die Weite,
Noch winkt wie im Nebel das Leben von fern.
Blau ist noch der Himmel und grün noch der Rasen,
Bevor es Herbst wird.
Den Richtspruch empfang ich - kein Murren im Hernzen.
Mein Abendrot sank. Rein ist mein Morgen.
Und Blumen lächeln am Weg mir zur Seite,
Wenn ich hinüberschreite.
Übersetzung: Ruth Ollendorff (1936)